Frage: Warum zögerst du mit dem Nein?

Foto: Nora Jürges

Foto: Nora Jürges

Das „Nein-sagen“ gehört nicht gerade zu meinen großen Stärken und ich ertappe mich immer mal wieder dabei, dass ich Verpflichtungen übernehme, obwohl meine Zeit dafür eigentlich nicht reicht.

Wie ist es bei dir? Kannst du leicht „Nein“ sagen?

Was treibt uns dazu, öfter ja zu sagen als uns gut tut? Was hält uns davon ab, frühzeitig Grenzen zu setzen? Hier sind mögliche Gründe:

    • Man hat das Gefühl, gebraucht zu werden (gegenüber der Angst, abgelehnt zu werden).
    • Man will es allen recht machen.
    • Man hat das Bedürfnis zu helfen.
    • Man will niemanden verletzen.
    • Man hat das Gefühl, zum Leben anderer beizutragen.
    • Man will zeigen, dass man verlässlich ist.
    • Man erhofft sich Anerkennung und Wertschätzung.
    • Man hat das Bedürfnis, dazugehören zu wollen.
    • Man will gute Manieren zeigen (z.B. beim Essen, wenn man nicht mehr kann und dennoch Nachschlag nimmt).
    • Man will nicht als egoistisch, herzlos, egozentrisch, faul oder gar gleichgültig gelten.

Wenn du ständig zusätzliche Aufgaben für oder von anderen übernimmst, frage dich:

  • Warum zögere ich mit dem Nein?
  • Weshalb kommt mir ein Nein so schwer über die Lippen?
  • Wann habe ich zuletzt nachgegeben, jedoch Nein gedacht?
  • Welche Vorteile brächte mir das Nein sagen?

Überlege bei jeder Bitte, die an dich herangetragen wird:

    • Bin ich der richtige Ansprechpartner oder sucht der andere nur den bequemeren Weg?
    • Ist die angebotene Aufgabe überhaupt interessant?
    • Lenkt mich die neue Aufgabe von mir wichtigen Tätigkeiten ab?

Wie kannst du bei einer Bitte reagieren?

  • Wenn du die Bitte innerlich ablehnst, dann warte nicht, sondern sag sofort NEIN! „Ich freue mich, dass Sie an mich gedacht haben, aber….“
  • Fühlst du dich überrumpelt: Bitte um Bedenkzeit!
  • Musst du dich sofort entscheiden, zähle innerlich ruhig bis 10! Denken, Überlegen, Sachverhalt wiederholen, Pause. Dann: Nein.
  • Begründe kurz und sachlich die Ablehnung. (Keine Rechtfertigungen, keine Ausreden, keine Notlügen).
  • Überlege, ob du eine Alternative anbieten kannst und sage intelligent Nein: „Nein, aber ich schlage vor: A oder B“  oder „Könnte man nicht A und B verbinden?“

Auch wenn es zum Leben gehört, hin und wieder eigene Interessen zurückzustecken – an manchen Stellen muss man beherzt “Nein” sagen. Alles andere führt nur dazu, dass deine eigenen Kräfte zerstreut werden, die dir dann für die eigene Arbeit fehlen.

Von einem Tag auf den anderen zu allen Forderungen bzw. zugetragenen Wünschen rigoros Nein zu sagen ist nicht machbar und auch nicht wirklich sinnvoll. Geh den Weg der kleinen Schritte. Das Neinsagen ist ein Veränderungs-, ein Lernprozess. Und wie jeder Lernprozess erfordert auch dieser Übung. Je häufiger du es gebrauchst, desto leichter wird es dir mit der Zeit fallen.

Sei vor allem geduldig mit dir und lerne Schritt für Schritt, ehrlich zu sagen, wenn du etwas nicht tun willst. Und gehe deinen Weg, selbst wenn einige, die du bislang mit deiner selbstlosen Unterstützung verwöhnt hast, überrascht sein werden.

Ich wünsche dir eine Woche, in der du es schaffst, gut auf dich zu achten,

Anette

Heute endet mein Beitrag mit einem Zitat von Kurt Tucholsky:

Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.

 

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